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Wandergesell:innen auf Tippelei

Allgemeines

Auf traditionelle Wanderschaft gehen, kann jede:r, der:die in einem Handwerk einen Gesell:innenbrief erlangt hat, unverheiratet, kinderlos und schuldenfrei ist. Die Wanderschaft dauert mindestens zwei bzw. drei Jahre und einen Tag. Dies bedeutet, du bist fremdgeschrieben und kehrst in dieser Zeit nicht in deinen Heimatort zurück und darfst dich ihm bis auf 50km Luftlinie nicht nähern. Bald wirst Du feststellen, dass diese Regel dazu dienen kann deinen Entschluss auch in "schlechten Zeiten" ernst zu nehmen und nicht vor Schwierigkeiten zurückzuweichen.
Früher war diese Regelung eine Art Marktkontrolle für die ansässigen Meister, die ihre Gesell:innen für einige Jahre fortschickten, in der Hoffnung, sie mögen woanders ihr Glück finden und ihnen keine Konkurrenz machen. Außerdem war die Wanderschaft von der Zeit des Spätmittelalters bis zu Beginn der Industrialisierung Voraussetzung für die Zulassung zur Meisterprüfung.
Städte, in denen die Handwerkszünfte ( Vereinigungen der Meister), Gesellen schlecht behandelten, wurden "schwarzgemacht", d.h. nicht mehr bereist. Dadurch konnten die Gesellen einen gewissen Druck ausüben, denn obwohl die Meister ihre ehemals eigenen Lehrlinge aus Angst vor Konkurrenz in die Fremde schickten, waren sie doch abhängig von der Arbeitskraft reisender Gesellen.
Aus der ausgesprochen schlechten Situation der Wandergesell:innen heraus, entwickelten sich Gesellenvereinigungen, sogenannte Schächte, die durch ihre Organisierung zur Verbesserung der Bedingungen beitrugen.
Die ersten Schächte entwickelten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts und nahmen ausschließlich Männer auf. Eine Art internes Sozialsystem sicherte die Gesellen bei Unfällen und Krankheiten etwas ab.
In den noch bestehenden fünf traditionellen Schächten sind Frauen*/FLINTA* bis heute nicht zugelassen. Es hat jedoch auch immer schon Freireisende - also Reisende außerhalb der Schächte - gegeben und unter ihnen hat es auch in der Vergangenheit schon reisende Frauen* gegeben.
In zwei Schächten, die sich in den 80er Jahren gründeten, reisen seit Beginn an FLINTA*. Diese sind "Axt und Kelle" und der "Freie Begegnungsschacht". Außerdem gibt es seit 2016 für alle Viktualiengewerke (also lebensmittelverarbeitende Gewerke) den Schacht der „Vereinigten Löwenbrüder & Schwestern Europas“.
Schätzungsweise sind um die 20% aller aktuell reisenden Gesell:innen FLINTA* verschiedenster Gewerke, die meisten davon dürften freireisend unterwegs sein. Bei den freireisenden Gesell:innen ist auch die Gewerksvielfalt am größten. Es gibt Buchbinder:innen, Tischler:innen, Bäcker:innen, Goldschmied:innen, Schlosser:innen und Schmied:innen, Korbflechter:innen, Zimmer:innen, Schneiderinnen, Maler:innen, Dachdecker:innen, Steinmetz:innen, Holzbildhauer:innen, Filzer:innen, Garten- und Landschaftsbauer:innen, Landwirt:innen, Gärtner:innen, Baukeramiker:innen, Töpfer:innen,... und noch viele weitere.

Arbeitsbedingungen

Wandergesell:innen arbeiten meist selbständig oder angestellt zum ortsüblichen Tariflohn. Traditionell sollte der:die Arbeitgeber:in für Kost und Logis Sorge tragen. Krankenkassenbeiträge, Unfall-, Haftpflicht-, und ggf. Rentenversicherung tragen die Gesellin:innen selber, wenn sie nicht angestellt sind. Dies sind ihre permanenten Fixkosten.

Solidaritätsarbeit/ Gesell:innentreffen

Seit Anfang der 90er Jahre gibt es neben anderen Solibaustellen immer wieder von Gesellinnen* organisierte Baustellen, die für Frauen- oder FLINTA* Projekte stattfinden. An diesen Baustellen sind dann ausschließlich FLINTA* oder Frauen beteiligt, manchmal handelt es sich dabei um Treffen von und für Wandergesellinnen*, jedoch nicht ausschließlich.
Die Gesellinnen* übernehmen die Planung und Durchführung der Baustelle und bekommen dafür Unterkunft, Verpflegung, Krankenkassenbeiträge und Unfallversicherung von dem jeweiligen FLINTA* Projekt organisiert und finanziert.
Hierbei ist es ein Anliegen ein Treffen für Austausch, Kreativität und gemeinsames Lernen bei der Arbeit zu gestalten und gleichzeitig Frauen- oder FLINTA*Projekte zu unterstützen.
Baustellen mit Wandergesellinnen* sind meistens offen für handwerklich interessierte FLINTA*, die sich einbringen wollen.

Bisherige Frauen-Soli-Baustellen:

1992/ 1993
Kommune Lutter Tagungshaus/ Frauenhaus: Dachsanierung und Innenausbau
1993
Flüchtlingsheim Brandt (bei Berlin): Spielplatzbau
1994
Frauencampingplatz Campinski (bei Berlin): Dachsanierung, Aufarbeitung von Toren, Türen, Zäunen, Fenstern
1999
Beginenhof Thüringen: Möbelaufarbeitung für ein Tagungshaus
2002
Kommune Lutter Frauenhaus: Badausbau (Fliesenkunst, Installationsarbeiten), Fenstereinbau und Gaubenverschalung
2003
Franzenhof Berlin Frauentagungshaus: Innenausbau, Holz- und Steinarbeiten
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